Zeit für die Offense – ganz allgemein, positionsspezifisch und wie ich sie sehe

Unsere Aufgabe ist es mit 4 Versuchen insgesamt 10 yards zu überbrücken und damit ein sogenanntes neues First Down – einen neuen ersten Versuch um wiederum 10 yards zu überwinden - zu erhalten. Hierfür können wir den Ball sowohl per Pass vorwärts bewegen als auch mit einem Lauf versuchen die notwendige Distanz zu erzielen. Schafft man dies nicht wechselt das Angriffsrecht. Ziel ist es bis in die Endzone unseres Gegners zu gelangen und einen Touchdown zu erzielen. Dieser bringt 6 Punkte. Hat man dies erreicht, bekommt man „als Belohnung“ die Chance auf einen Extrapunkt per Kick durch die Torstangen oder sogar zwei Extrapunkte wenn man es schafft mit einem weiteren Spielzug die Goal Line, die magische Begrenzung der Endzone, ein weiteres Mal zu überschreiten.

Soweit ganz einfach. Football würde aber nicht als Rasenschach gelten, wenn es bei diesen einfachen Grundregeln bliebe. Da man beim Football um jeden Zentimeter kämpft, ist die Feldposition für beide Seiten entscheidend. Somit ist der 4. Versuch als letzter zum Überwinden der 10 Yards immer ein ganz besonderer und es gibt 3 Möglichkeiten mit ihm umzugehen. Als erstes kann die Offense den 4. Versuch natürlich mit einem Spielzug ausspielen und es gilt top oder flop – First Down oder das Angriffsrecht an Ort und Stelle an den Gegner abzugeben. Die zweite Möglichkeit ist der sogenannte Punt. Das heißt man kickt den Ball soweit wie möglich in die gegnerische Hälfte und wechselt das Angriffsrecht weiter von der eigenen Endzone entfernt. Wenn man sich bereits dicht genug an die Endzone des Gegners gekämpft hat, kann man von der erreichten Feldposition als 3. Möglichkeit im 4. Versuch durch die Torstangen kicken und ein sogenanntes Field Goal mit 3 Punkten für das Scoreboard erzielen.
 
Da sich die einzelnen Units noch in den nächsten Wochen selber vorstellen, versuche ich nur kurz zusammenzufassen welche „Schachfiguren“ in der Offense auf dem Feld stehen und Hand in Hand für den Erfolg arbeiten. Footballer sind ja insbesondere darauf stolz, dass wirklich jeder diesen Sport betreiben kann, weil es für jeden Charakter und Körper die richtige Position gibt - aber auch das möchte ich nur kurz anreißen.

An vorderster Front agiert die Offense Line. Da wir in der 2.Bundesliga 9er Football spielen, stehen bei uns hier immer 3 Spieler. Es handelt sich hierbei um kräftige athletische Spieler, die einen besonderen Beschützerinstinkt mitbringen.  

Alles um die O-Line herum ist variabel und hängt vom gespielten System ab. Fakt ist, es müssen 6 weitere Spieler in der Offense stehen - wo genau kann sich aber von Play zu Play unterscheiden und ist abhängig davon was ich mit dem Spielzug erreichen möchte und welches Personal mir zur Verfügung steht. Natürlich kennt jeder die Position des Quarterbacks hinter dem Center als Ballverteiler und Anführer der Offense. Er ist die direkte Verbindung zwischen Offense Coordinator und dem Team. Demzufolge muss er Führungsqualitäten mitbringen, in brenzligen Situationen die Nerven behalten und ein gutes Spielverständnis haben. Für die Neulinge unter euch: Ja, meistens ist der Quarterback auf dem Feld, aber es gibt auch die Möglichkeit ohne zu spielen und den Ball direkt auf einen anderen Spieler im Backfield zu snappen ;) 

Links und rechts neben den Guards können sogenannte Tight Ends stehen. Sie sind die absoluten Hybriden in der Offense – ein Spektrum zwischen Offense Line und Receivern. Es handelt sich hierbei um kräftige athletische Spieler mit Beschützer-/Teaminstinkt, einer guten Laufgeschwindigkeit, Durchsetzungsvermögen und gutem Ball-Handling für das Passspiel.

Neben dem Quarterback befinden sich die Runningbacks im Backfield. Ihre Hauptaufgabe ist es den Ball per Laufspiel so weit wie möglich zu tragen, ohne Ball aus dem Lauf heraus zu blocken und gegebenenfalls Bälle zu fangen. Demzufolge sind sie starke Läufer mit guten Händen zum Fangen, schnelle Athleten mit Durchsetzungsvermögen und dem grinsenden Gefühl von „tackle mich, wenn du kannst“.

Ganz außen stehen die Wide Receiver. Ihre Hauptaufgabe ist das Passspiel. Auch wenn bei Laufspielzügen ihre Blocks ebenso wichtig sind, handelt es sich hierbei um schnelle Sprinter mit großem Drang zum Ball. Sie müssen gut fangen, Spaß haben sich mit zackigen Bewegungen sowie Geschwindigkeit vom Gegner zu lösen und im goldenen Moment in dem der Ball zu Ihnen geworfen wird, glänzen können. Zwischen der Offense Line und den Wide Receivern findet sich mit den Slotbacks/-receivern die zweite Hybrid-Position. Ihre Fähigkeiten verbinden Runningbacks und Wide Receiver. Demzufolge können hier alle Staturen eingesetzt werden, die gut zu Fuß sind, einen ausgeprägten Drang zum Ball, ein gutes Ball-Handling und den absoluten Willen, in die Endzone zu kommen, haben.

Als Offense Coordinator passe ich im Amateurbereich mein System als allererstes an die vorhandenen Spieler an – jeder bringt seine ganz eigenen Voraussetzungen und Talente mit und es liegt an uns Coaches diese heraus zu kitzeln und besonders effektiv einzusetzen. Habe ich den Luxus eines breiten Spektrums an Spielertypen, kann ich auch entsprechend vielfältig spielen lassen – habe ich wenig Varianz an Charakteren um die O-Line herum konzentriert sich mein System genau auf ihre Skills und wir haben den Luxus wenige Plays im Schlaf, mit 40 Fieber und nur einer Hand abspulen zu können. Auch für mich besteht der größte Reiz vom Football darin mit so vielen unterschiedlichen Charakteren und körperlichen Voraussetzungen eine Einheit auf  das Feld zu schicken – ein Team, das ein gemeinsames Ziel verfolgt und in dem jeder auf seine persönliche Art glänzen kann!            



#Coach Katrin - Offense Coordinator / Offense Skilled Coach